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Familiennamenforschung am Beispiel des
Örtlichkeitsnamens Sieland
Die Namenkunde hat keine
direkte Verbindung zur Geschichtswissenschaft, aber sie kann viel über die
Herkunft und den Beruf der Vorfahren aussagen, da die Familiennamen in der Regel
älter sind als die zur Ahnenforschung zur Verfügung stehenden schriftlichen
Quellen.
Der Adel begann bereits im 11. Jh. sich nach seinem Herkunftsort oder seinem
Sitz zu nennen. Durch die zunehmende Verstädterung und die Tatsache, dass mehr
Menschen aus zuvor auf demselben Raum lebten, wurde es notwendig, einzelne
Personen gleichen Vornamens voneinander unterscheiden zu können. Ab dem 14./15.
Jh. setzte sich deshalb in den Städten der aus Vornamen und erblichem
Familiennamen zusammengesetzte Gesamtname durch. Die Familiennamen werden heute
u.a. in Berufsnamen, Hausnamen, Herkunftsnamen, Örtlichkeitsnamen, Ortsnamen,
Personennamen, Rufnamen, Stammesnamen, Übernamen (Spitznamen) und Wohnstättennamen unterschieden.
Die Deutung des Familiennamens Sieland gestaltet sich im Eichsfeld recht
schwierig, da ihm in der Heimatliteratur kaum gedacht wird. Urkundlich belegen
lässt sich der Name wie folgt: 1542/48 – Han(n)s Selan(nd)t (Gernrode), 1570 –
Sieland (Wendehausen), 1599 – Hans und Paltzer Selandt (Gernrode), 1609 – Hans
Silandt (Heyerode), 1622 – Markus Seeland (Kirchworbis), 1626 – Hans Seeland
(Kirchworbis), 1646 – Conrad Sieland
(Breitenbich), 1651/75 – Curdt Seeland (Kirchworbis),
1655/56/59/60/69/75/76 – Curdt Sieland(t) (Zella), 1660/67/70/72/75
– Clauß Siehland (Helmsdorf), 1664 – Catharina Seeland (Kirchworbis),
1666 – Anna Seeland (Kirchworbis), 1667 – Elisabeth Sieland (Zella), 1668 –
Elisabeth Seeland (Kirchworbis),
1670 – Andreas Sieland (Helmsdorf), 1670/71/73/74//77/79/80/84/87/90/96 –
Hermann Si(e)lan(d)t (Helmsdorf), 1671 – Margaretha Sieland (Zella), 1672 –
Johannes Sieland (Helmsdorf),
1673 – Andreas Sieland (Helmsdorf), 1674/90/97 – Heinrich Sieland
(Helmsdorf), 1677 – Johannes Sieland (Helmsdorf),
1679 – Elisabeth Sieland (Helmsdorf), 1680 – Ernst Sieland
(Helmsdorf), 1682/83/90/91/94/95/96/98/99 – Nicolaus Sielan(d)t (Diedorf), 1682
– Peter Sieland (Helmsdorf),
1684 – Conrad Sieland (Helmsdorf), 1687 – Margaretha Sieland (Helmsdorf), 1688 –
Curt und Elisabeth Sehlantb (Kirchworbis), 1693/97 – Andreas Sieland(t)
(Diedorf), 1693 – Philipp Sieland (Diedorf), 1695 – Andreas Sieland
(Silberhausen), 1696 – Catharina Sielandt (Diedorf), 1696 Johannes Sielandt
(Diedorf), 1697 – Anna Sielandt (Diedorf), 1697 – Catharina Sielandt (Diedorf),
1697 – Liborius Sielandt (Diedorf).
In manchen Gegenden, etwa in
der Probstei bei Kiel, stellten die Familiennamen nach sumpfigen Plätzen bis ins
13. Jh. die größte Gruppe der Wohnstättennamen. Der römische Historiker Tacitus
schildert das ihm bekannte Deutschland bereits als "ein vor sümpfen scheußliches
Land", und auch der Vater der eichsfeldischen Geschichtsforschung, Johann
Wolf,
schreibt im 1. Band seiner Politischen Geschichte des Eichsfeldes (Göttingen:
Rosenbusch, 1792/93) auf S. 57: "Von der hohen Lage und den starken
Waldungen
des Obereichsfeldes waren Seen ganz natürliche Folgen, so lange Luft und Sonne
das von Schnee und Regen gesammelte Wasser zu verzehren gehindert wurden. Vor
1000 und mehrern Jahren [also vor dem Jahre 800] bedeckten sie gewiss einen
ziemlichen Theil des Bodens in jener Gegend.
Die meisten haben sich längst in Sümpfen verloren, und nur ihre Namen erhalten ...
In der Kreuzebrischen Feldflur werden zwei sumpfige Plätze mit der Benennung des
großen und kleinen Sees bezeichnet. Der Weg dahin heißt noch der Seestieg, und
die Gegend das Seefeld. Zwischen Dingelstedt und Helmsdorf gegen die
Wolkramshäusische Mühle zu trägt ein Stück Feld den Namen von ausgetrockneten
Seen. In der Beschreibung der Zellischen Feldflur heißt es ... Nach der Zellischen
Trift bis Blasii Wollehauptssee. Von noch zweien andern sind die
Spuren in der nämlichen Flur. In der Kefferhäusischen Feldflur nach Küllstedt
disseit des von Wachstedt auf Dingelstedt laufenden Fahrwegs nennt man einen
Wiesenplatz die See. In der Annarodischen [Feldflur] wird die Gegend bei dem
neuen Klosterhof in den Seen genannt, wo ehemals das Dorf Seehusen gestanden hat.
Zwischen Büttstedt und Effelder ist der [Spanier-]See noch sichtbar genug. Kein
Dorf war aber seereicher als Küllstedt ..."
Der Bericht Wolfs ist sicher sehr interessant, und in
den von Wolf
genannten Orten war und ist der Familienname Sieland gut vertreten, aber trotz
des Wasserreichtums lässt sich kein Flurname Sie-/Seeland im Eichsfeld
nachweisen (s. Ehrhard Müller: Die Flurnamen des Eichsfeldes, Namenkundliche
Informationen, Beiheft 8, Leipzig: 1986). Muss bei der Deutung deshalb an
anderer Stelle gesucht werden? Bei
Rudolf Zoder
(Familiennamen in Ostfalen, Band I und II, Hildesheim: 1968) findet man
schließlich den Familiennamen Sieland in Ostfalen; und Zoder führt ihn auf altes
Seeland zurück, und zwar auf den Örtlichkeitsnamen, den Flurnamen. Demnach wäre
es also möglich, dass die Eichsfelder Sielands ursprünglich aus Ostfalen gekommen sein könnten.
Einer Mitteilung Prof. Dr. Naumanns zufolge, wäre es verwunderlich, wenn beim Ursprung im Eichsfeld von See- auszugehen wäre.
"... denn im Eichsfeld wird normalerweise e nicht zu i gehoben. Dieses -ie müsste dann
von Zuwanderern aus dem Ostfälischen mitgebracht worden sein. Meines Erachtens
müsste sonst bei Sie- im Eichsfeld von einem alten -i auszugehen sein ..."
Viele anklingende Namen auf Sie- haben etwas mit
Nässe und Feuchtigkeit zu tun. Einerseits gibt es das alte niederdeutsche sil 'Siel,
Entwässerungsgraben' und andererseits das alte mittelhochdeutsche
Wort sul 'Sühle, Brühe, Lache'. Letzteres ist auch im Ostfälischen bezeugt. Zu
Siel- sind Flurnamen wie Sielholz, Sielfeld, Sielhorst vor allem im niederdeutschen
Sprachraum bezeugt. Warum sollte es also nicht auch ein Siel(l)and gegeben haben
(vgl. Silland bei Wilhelmshaven), denn solche Wohnstättennamen auf -land sind
unter den deutschen Familiennamen mehrfach vertreten! Und dass (Nieder-)Sachsen
auch in der thüringisch-fränkischen Gegend um Eschwege, also südlich der Benrather Linie, siedelten, zeigen die Spuren von ihren ehemaligen Wohnsitzen
an. Hartmuthsachsen und Reichensachsen, beide wenige Kilometer vor Eschwege
gelegen, scheinen ihre Benennung von den ersten Erbauern oder Besitzern, den
(Nieder-)Sachsen, erhalten zu haben. Als der thüringische Erbfolgekrieg
1254 beendet war, musste der Herzog von Braunschweig acht Städte im Werratal an
den Landgrafen von Thüringen abtreten, darunter waren Wanfried, Eschwege,
Allendorf und Witzenhausen.
Eine weitere Herleitungsmöglichkeit führt in eine ganz andere Richtung. Unter
den deutschen Familiennamen gibt es viele, die auf ursprünglichen Personennamen,
den heutigen Vornamen, beruhen. Teils sind sie altdeutsch-germanischer, teils
auch christlicher Herkunft, teils sind sie in ursprünglicher Form erhalten,
teils existieren sie in vielfältigen Varianten. Ein altdeutsch-germanischer Name
Sigi-lant kann sich unter bestimmten Bedingungen zu Siegland und auch Sieland
entwickelt haben. Familiennamen wie Siebert/Siebrecht gehen ja auch auf den
Erstbestandteil Sigi zurück. Allerdings sind Familiennamen mit -land als
Zweitglied sehr selten, im Erstglied kommt Land- häufiger vor. Deswegen wird
oftmals angenommen, dass dieses -land ursprünglich -nand gelautet habe und zu
althochdeutschem nand 'kühn' zu stellen ist. Da Sigisnand hinsichtlich der
Aussprache etwas komplizierter und nand als Wort bereits untergegangen war,
erfolgte eine Dissimilation (lautliche Veränderung) von -nand an -land und eine
Wortangleichung an das geläufig gebliebene Land. Aufgrund der urkundlichen
Überlieferung werden oftmals auch die Familiennamen Sieg(e)l/Siel zur Koseform Sigilo zum
Personennamen Sigi zugeordnet. Eine Schwierigkeit ergibt sich daraus,
dass die auf dem Personenstamm Sigi- beruhenden Ortsnamen im Eichsfeld ganz
unterschiedliche Entwicklungen aufweisen: Sickenberg: 1284 Sigkenberg zur
Kurzform Siggo/Sikko, 1297 Sickenberc; Sickerode: 1178 Siegenroth, 1541
Sickenrode; Siemerode: 1236 Simaresrothe zum Vollnamen Si(gi)mar, 1341 Symerode.
Der zuletzt genannte Ortsname könnte als beweis für die Entwicklung von Sigi- zu
Sie- angesehen werden.
Vor kurzer Zeit ergab sich noch ein dritter Ansatz für eine Herleitung.
Wolfgang Laur berichtet in seinem Historischen Ortsnamenlexikon von
Schleswig-Holstein (Gottorfer Schriften zur
Landesurkunde Schleswig-Holsteins,
Band VIII, Schleswig: 1967) von dem untergegangenen
Landschaftsnamen Sinlendi, dem östlichen Teil des Herzogtums Schleswig von
Südjütland bis zur Flensburger Förde oder Schlei (das heutige Angeln). Er nennt
hierbei verschiedene urkundliche Quellen: zum einen die Fränkischen
Reichsannalen vom Anfang des 9. Jh. (Sinlendi), weiterhin die Anonymi vita
Hludowici aus dem 9. Jh. (Sinlendi) und schließlich König Alfreds Orosius aus
dem 9. Jh. (Sillende). Das altsächsische sin- bzw. altnordische sí = 'groß' und
-lendi (altenglisch -lende) als Ableitung zu land (wie altnordisch láglendi,
altdänisch utlænde, neuhochdeutsch Gelände) ergeben zusammengesetzt die
Bedeutung eines 'großen, ausgestreckten Geländes oder Landes' als Bezeichnung
des (schleswigschen) Festlandes im Gegensatz zu den Inseln. Weiterhin zitiert
Lauer mehrfach das "Chronicon Sialandie. In E. Jørgensen, Annales danici medii
ævi, S. 163–188". Inwieweit auch dieses Werk zu diesem Thema beitragen kann, ist
derzeit noch nicht abzusehen.
Hinzuzufügen ist noch, dass der Name der Insel Sylt, urkundlich im Jahre 1141 als "de insula Sild" (Diplomatarium danicum, København:
1938 ff., 1, 2, 81, Auszug 18. Jh.)
und nach Matzen (Lüneburg) bereits im 12. Jh. auch als "Siland" bezeichnet, mit dem
Familiennamen Sieland vermutlich nichts zu tun hat. Es handelt sich um einen altfriesischen
Namen auf -d zu niederdeutsch süll/söll 'Schwelle'.
Nebenstehend sind die absolute und die relative Verteilung des Familiennamens
Sieland in Deutschland dargestellt.
Die Grundlage für diese Statistiken lieferten 270 deutsche Telefonbucheinträge aus
dem Jahr 2008.
Zur Verfügung gestellt wurden diese Informationen mit freundlicher Genehmigung
von: verwandt.de.
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Die in Ostwestfalen zahlreich vertretenen Familien Sieland sind größtenteils
Nachkommen der im 19. Jh. abgewanderten Eichsfelder Sielands (s.
Stützer, Heyeröder Familiennamen, 1545–1997).
Weitere untersuchte
Familiennamen
A
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C
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D
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F
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G
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H
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R
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S
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V
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W
| X | Y | Z
Name |
Zählung nach Kekulé |
Herkunft und Bedeutung |
Arand |
(53)
|
→ Arnold (Noll).
Arand ist KF von Arnold, zu ahd. aro ‘Adler‘ +
walt ‘walten‘. 1640 Nicolaus Arendt, Notar.
1548 Tile Arndt zu Kirchworbis. |
Bader |
(13) |
Bader, Baader, Bäder,
1246 Bader. BN zu mhd. badære ‘der, die im Badehaus Badenden,
versorgt, Bader, Arzt‘.
Die meisten Menschen konnten sich in Krankheitsfällen aber nicht
an die (wenigen) gelehrten Ärzte wenden, sondern an
handwerksmäßig ausgebildete Heilkundige, die Bader. Die
Einrichtung von Badestuben hat sich im späten Mittelalter sehr
verbreitet, besonders seit häufiges und heißes Baden als
Vorbeugungsmittel gegen den vom Orient eingeschleppten Aussatz
empfohlen wurde. Daher die häufigen Ba(a)der, in Wien 1926: 138
x, München 1929: 246 x, Stuttgart 1929: 131 x, Köln 1927: 44 x,
Berlin 1928: 213 x, Hamburg 1928: 37 x.
Heiligenstadt hatte zwei Badestuben (eine Badestube gehörte zur
Einrichtung einer Stadt, Abt Marquard I. gab 1162 seiner neuen
Stadt Fulda eine Badestube), deren sich die Bürger zur Erhaltung
und Herstellung ihrer Gesundheit, nach damaliger Sitte, oft
bedienten. Die Bader ließen zur Ader, schröpften und übernahmen
auch Geschwüre, Geschwülste und dergleichen Gebrechen. Für
innerliche Krankheiten kauften die Bürger an Markttagen oder
auch sonst Arzneimittel. Der Bader kümmerte sich auch um die
Frisur und riss Zähne. Das mit Nr. 431 bezeichnete Haus ist eine
Badestube gewesen und hat dieser Gasse den Namen gegeben.
→ Schär. |
Baer |
(99) |
Bähr, Bär, Baer, Beer, Behr, (Bahr),
1194 Bero, 1221 Ursus = de Bere, 1158 Behr, 1365 Beer. ÜN zu
mhd. ber ‘Bär‘ als ‘der Starke, Tapfere‘, vgl. Markgraf Albrecht
der Bär, oder RN Bero, einst. KF, vgl. 1178 Bero Rußwurm, oder
HausN: 1435 to dem beren, 1460 zum Bären; möglich auch ÜN zu
mhd. bēr ‘Eber‘.
Liebende benennen sich jeweils mit einer Vielzahl von Kosenamen
– in gewissem Sinne den Hundert Namen Allahs vergleichbar –, die
immer neue Aspekte am Partner entdecken: Zwerg und Riese,
Watschelente und Bär, Engel und Teufel. |
Battheuber,
Bathauer |
(441) |
Hauer, Häuer, Heuer, 1262 Howere, 1329 der
Hewer. BN zu mhd. houwer ‘der da haut, Holzfäller, Erzhauer‘
oder zu mhd. höuwer, houwer ‘Mäher‘. |
Becker |
(193) |
Beck(e),
obd. Böck(h), 1245 Bec, 1506 Böck. BN zu mhd. becke ‘Bäcker‘ / Becker(t), Bäcker, 1257 Bekere, 1309 Becker. BN
zu mhd., mnd. bekker ‘Bäcker‘.
FamilienN aus diesem Handwerk sind sehr häufig, da es viele
Bäcker gab, denn wegen der Brandgefahr duften die Bäcker keine
Hausbacköfen besitzen. In den FamilienN Pfister(li), Pfistner,
Pfisterer, Pistor hat sich das von den Römern entlehnte
lateinische pistor ‘Bäcker‘ erhalten. Die alte Bezeichnung war
der becke. Seit dem 12. Jh. griff im Nieder- und Md. analog zu
den Berufsbezeichnungen auf -er die Form becker um sich. Die
Schreibung mit -ä- kam in Anlehnung an backen erst im 16. Jh.
langsam auf und ging daher kaum in FamilienN ein. Im Nd. ist
Beck(e) ein WN.
1408 Conrad Becker, Pfarrer zu Kerchdorff, 1538 Peter Becker,
Knecht auf Hanstein, 1542 Curtt Beke zu Kerchworbis, 1548
Bartell Becker zu Breidenworbis, 1548 Curdt Becker zu
Kirchworbis, 1548 Michel Becker zu Neuwennstadht, 1599 Curd
Becker zu Kirchworbis.
→
Beckmann. |
Beckmann |
(109) |
Beck, Beek,
1294 de Bek. WN zu mnd. bek(e) ‘Bach‘ /
Beckmann, 1404 Bekeman. WN ‘der am Bach wohnt‘.
Bach erscheint oft als Be(c)k(e); dem südlichen Bachmann
entspricht nördlich Beckmann. 1925 finden sich in Wien, München
und Zürich zusammen nur 37 Be(c)kmann, in Hamburg allein über
356.
1548 Valtin Beckmann zu Neuwennstadht, 1599 Andreas Beckman
Linnenweber zu Newstadt.
→ Becker. |
Böhm |
(147) |
Böhm(e), Boehm, Behm(e),
1251 Beheim, 1402 Behem, 1410 Boeme. StammesN ‚der Böhme‘ bzw.
HN ‚der aus Böhmen‘, mhd. Bēheim, Böheim.
1542 Courdt, Hermann und Mertenn Beheme zu Heyerode, 1551 Curt
und Mertinn Be(he)me zu Heyerode, 1609 Valentin Böhme, Eidam des
Joachim Freitag zu Kaltohmfeld. |
Börner |
(153) |
Börner(t), Borner,
1292 Borner, 1410 Bœrner. BN zu mhd.
bornen, burnen, brennen ‘anzünden, mit Feuer verwüsten;
destillieren, durch Schmelzen läutern, durch Brennen härten‘ und
mhd. brinnen ‘brennen, leuchten, glänzen, glühen‘ für den
Kohlen-, Kalk-, Ziegel-, Aschen- oder Branntweinbrenner, oder HN zum
ON Born(a) bzw. WN im Md. und Nd.
Um 1577 bis 1677 Valten Börner zu Gross-Töpfer. |
Bret(t)hauer |
(101) |
Bretthauer, Sägemüller.
Bret(t)schneider, Bredschneider, 1370 Bretsnider, 1387
hat Peter bretsnyder die bretmöle gemyet eyn jar. BN zu mhd.
bret ‘Brett‘ + snīdære, -er ‘Schneider‘, nd. bretsnīder, für den
Sägemüller, Pächter der Brettmühle.
Hauer, Häuer, Heuer, 1262 Howere, 1329 der Hewer. BN zu
mhd. houwer ‘der da haut, Holzfäller, Erzhauer‘ oder zu mhd.
höuwer, houwer ‘Mäher‘. |
Bro(d)tman(n) |
(1763) |
Brotmann, Brothmann, Brod(t)mann, 1353 Brotmann.
BN zu mhd. brōt
'Brot' + man für den Brotverkäufer.
1433 Echart Brotmann, Ratmann zu Heiligenstadt. |
Brückner |
(385) |
Brückner, Bruckner, 1283 Bruggener, 1377
Bruckener. WN, selten BN zu mhd. brucker ‘Einnehmer des
Brückenzolls‘ bzw. Verantwortlicher für Instandhaltung oder
Brückenbauer, -wärter, Straßenpflasterer oder einer, der bei der
Brücke wohnt; s. mnd. bruggeman, oder HN zum ON Bruck(en). |
Claus |
(819) |
Nicolaus, Nikolaus, Niklaus,
1248 Nicolaus. RN griech.-lat. ‘Sieg‘ + ‘Volk‘. Geht auf den
Bischof Nikolaus von Myra in Kleinasien (gest. um 350) zurück. Claus(s), Clauß, Klaus(e), Klauß, 1294 Claus, 1337
Claswes(es).
1542 Heine Clausenn zu Orsla, 1599 Conradt Clauß zu Stadtworbis,
1599 Hans Claus zu Bernntterode, 1599 Hans Claus zu
Breittenworbis, 1599 Hans Clawes zu Stadtworbis, 1599 Marten
Claus zu Kirchworbis. |
Dietrich |
(413), (823) |
Died(e)rich, Diet(t)rich, Dit(t)rich,
856/77 Thiadricus, 1001/10 Thidricus, 1368/81 Dyderikes, 1478
Dittrich. RN ahd. thiot-, diot-rīhhi ‘Volk, Menschen‘ +
‘Herrschaft, Herrscher; Macht, Gewalt; Reich‘, einer der
beliebtesten Namen des Mittelalters (Dietrichssage).
1542/51 Hentze Ditterich zu Heyerode, 1542 Volgmar Ditterich
zu Statworbes, 1548 Volckmar Ditterich zu Stadtworbis, 1599
Heimerd (Heymartt) Di(e)t(te)rich, Haubtman zu Kirchworbis. |
Digmann
oder
Deichmann |
(885) |
Teichmann, Deichmann, nd.
Dieckmann, 1479 Teichmann, 1316 Dikman. WN zu mhd. tīch ‘Deich, Damm; Teich, Fischteich‘, mnd.
dīk ‘Teich, Deich‘ und man ‘Mann‘ für den Anwohner eines Teiches oder BN für einen,
der die Fischteiche in Ordnung zu halten hat. |
Dölle |
(63), (159) |
Döll(e),
1281 Dolle. HN zum ON Dolle; auch WN vgl. GN Döllbach
b. Kassel;
Döl ist auch rhein. KF zum RN Adolf, oder ÖN Delle, Dölle, Dälle ‘flache, kleine
Bodensenkung im Gelände, Talmulde, Schlucht, Hohlweg, besonders
kleine Mulde in Acker und Wiese, oft etwas sumpfig, aber ohne
fließendes Wasser‘.
1599 Jorge To(e)lle, Fürer zu Kirchworbis. |
Dor(r)in(n)g(k),
Döring |
(609), (617) |
Döring, Döhring, Doe(h)ring, Dü(h)ring,
um 830 Thuring, 1290 Durinc, 1344/65 Dœring.
StammesN mhd. Dürinc, mnd. Dorinc
‘Thüringer‘.
An StammesN anknüpfende FamilienN wie Fries (Freese, Vriseke),
Fahl (Fähle, Fehling ‘der Ost-/Westfale‘), Sachs (Sassa,
Saß), Hesse (Heß, Höss), Thüring (Düring, Döhring), Schwab (Schwoob,
Schwaub, Schwaf) sind oft nicht direkt von der Herkunft,
sondern von RN wie Saxo, Durinc usw. abgeleitet.
1334 Guntherus Dhoring, 1404 Ditrich Döring, Pfarrer, 1542
Liborius Doring(k) und Jost zu Gernnerode, 1548 Hanns, Joust und
Liborius Doringk zu Gernnrode, 1599 Elsa und Kerstenn Doring zu
Gernroda, 1599 Jockopf Doring zu Kirchworbis, 1599 Lips Doring
zu Breittenworbis. |
Dötte,
Dette |
(443) |
Dittmar, nd. Dettmer, um 805 Thetmar,
822/75 Tiadmer, Teodmar, 1064 Dethmar, 1248 Ditmarus. RN ahd. tiot-, diot-māri ‘Volk, Menschen‘ + ‘bekannt, berühmt,
angesehen; herrlich, hervorragend, vortrefflich‘.
1312 Henricus de Dettene. |
Dreyling |
(309) |
Dreiling,
wohl ÜN zu „Drilling“, d.h. zu dreien geborenes Kind. Dreiling
aus mhd. dri + linc
‘3. Teil von etwas, ein bestimmtes Maß, Gefäß; eine bestimmte
Anzahl, ein Dreipfennigstück‘. |
Fern(e)schild(tt) |
(409) |
Fern, wie beim Namen Fernkorn ist
es schwer, eine Erklärung zu finden. Womöglich kann der ON Ferna
zugrundegelegt werden.
Schild(t), Schilde, rhein.
Schilds, 1294 Schilt. ÜN zu mhd., mnd. schilt ‘Schild, Wappenschild, Wappen‘ oder WN zum ÖN
Schild; auch HN zum ON Schilde, Schildow, Schilda, Schildau; auch HausN, vgl. um 1300 ze dem Schilte = Schilt. |
Fiedler |
(41) |
Fiedler, 1258 Fideler. BN zu mhd.
videlære, -er
‘Fiedler, Geiger‘. Der Fiedler zählte später mit dem Pfeifer und
dem Pauker zu den „fahrenden Leuten“, den Dorf- und
Stadtmusikanten.
Genauere Untersuchungen können sprach- und kulturgesch. sehr
aufschlussreich sein. Das zeigt das Beispiel Fiedler (nd.
Fed(d)eler, Vedeler) und Geiger (Schweiz:
Giger, Telefonbuch Zürich 1989 156
-i-, 20 -y-, 2 -ie-,
86 -ei-, 9 Fiedler).
Lat. vitulari heißt ‘frohlocken‘. Wahrscheinlich ist
daraus die Bezeichnung
vitula für ein Zupf- und Streichinstrument gebildet
worden, welche dann als
viola in die romanischen als Fiedel in die germanischen
Sprachen einging.
Geiger:Fiedler nach Telefonbüchern 1989 in Wien 158:215,
Linz 11:34, Hamburg 75:356, Essen 29:129.
1542/48 Han(n)s Fed(d)el(l)er junior zu Breidenworbis, 1548
Fritze Veddeler zu Breidenworbis. |
Fladung |
(293) |
Flade, 1280 Flad. ÜN zu mhd.
vlade 'breiter, dünner Kuchen; Fladen' für einen Bäcker.
Fladerer
ist der Kuchenbäcker. |
Flume |
(497) |
Herkunft und Bedeutung bisher nicht eindeutig geklärt. |
Folmer,
Foel(l)mer |
(105) |
Volkmar, Volkmer, Vollmar, Vol(l)mer,
822/75 Volcmer, 1269 Volcmar(i), 1359 Volmar. RN ahd. folk-māri ‘Volk‘ + ‘bekannt, berühmt‘.
1599 Hans Felmar zu Breitenbach, 1599 Hans Volmar zu
Breittenworbis, 1599 Jockopf Folckmar zu Kirchworbis. |
Fritsch |
(177) |
Fritz(e), Fritzke, Frit(z)sch(e)
→ Friederich.
Fried(e)rich, Friedrichs, Frädrich, Fraedrich, Fredrich,
Frödrich, 801 Frithuric, Frideric, 1299 Friderich, 1402
Fredrich. RN Friedrich ahd. fridu-rīhhi 'Friede, Schutz' + 'mächtig; Herrschaft,
Herrscher' / patron. Friedrichsen, 1363 Fryderichs / Fritz(e), 1388 Fritzen. KF mit
-z-Suffix / Fritzke,
1389 Fritzeken, 1436 Friezko / Frit(z)sch(e),
1339 Fritsche, 1402 Friczss, 1492 Fritzsche, Ostmd. Nebenform zu
Fritze. |
Fuhrmeister |
(201) |
Fu(h)rmann, 1350 Furman. BN zu mhd.
vuorman ‘Fuhrmann, Schiffsmann‘.
Meister,
1280 Maister. BN zu mhd. meister ‘Lehrer; Künstler;
Handwerksmeister; Vorgesetzter‘. |
Funke
oder
Hucke |
(513) |
Fun(c)k(e),
1213 Vunke, 1280 Funko, 1372 Funk. ÜN zu mhd. vunke 'Funke' für einen Schmied (einen der 'ältesten
Handwerksberufe) oder für einen kleinen, lebhaften, beweglichen,
leicht auffahrenden Menschen.
Hauk(e), Hauck(e), Haug(k), 980 Hug, 1341 an dem Hauge,
1363 Hauk. RN (KF) Hugo zu ahd.
hugu 'Geist, Sinn; Gesinnung, Mut', z.T. auch WN zu mhd.
houc 'Hügel' / Huch(e), Hugk, Hug(h), 1269 Huc, 1308 Hug, 1475 Huck. Wie
Vor. KF zum RN Hugo.
Hucke, Huke, Höcker = Höcker, Kleinhändler.
1577 Baltzer Hugk zu Dingelstädt. |
Gaßmann |
(3) |
Gassmann, Gaßmann,
1371 Gasseman. WN zu mhd. gazze ‘Gasse‘, nach dem Wohnsitz in der Gasse (Straße innerh.
der Siedlung). Mögl. ist auch ‘der Aufseher in der Gasse‘.
1492 Claus Gassmann, Bürger zu Heiligenstadt, 1511 Ditmar
Gasmann, wohnhaft zu Wippenrode, 1542 Hans Gasman zu Nauwenstadt,
1548 Hanns und Joachim Gasmann zu Neuwennstadht. |
Goltmann,
Gold(t)mann |
(9) |
Goldmann,
1394 Goltman. BN zu mhd. golt ‘Gold, Schmuckwerk aus Gold‘ +
man für den ‘Goldarbeiter, -wäscher -gräber, Juwelier‘
oder ÜN für einen reichen Menschen. |
Groß |
(43), (69) |
Groß(e), Gross(e), Gros, 1220 Große, 1415 Groß. ÜN zu mhd.
grōz ‘groß; dick; ungeschickt; angesehen, vornehm‘.
Eindeutig sind Lang(e), Kur(t)z(e), nd. Korte
(aber Kort(h) meist von Konrad).
Wenig(er) heißt ‘klein, schwach‘, dagegen kann
Kleiner(t), Kleinke,
nd. Kleen, Klehn auch ‘fein, zart‘ bedeuten und Gro(o)ß(e), Grosser(t), nd.
Grot(h)e auch ‘dick; vornehm‘.
1469 Hans Grosse zu Eschwege, 1542 Casper und Hans Große
zu Statworbes, 1548 Casper und Hanns Groes zu Stadtworbis, 1548
Matties Grosse zu Stadtworbis, 1550–1565 Lienhard Grosse zu
Birkenfelde, 1599 Adam, Han(n)s und Hein Grosse zu
Breittenworbis, 1599 Barthell jun., Barthel sen. und Hans
Gros(s)e zu Stadtworbis, 1599 Heine Grosse zu Bernntterode. |
Günther |
(373) |
Günt(h)er, Guenther, um 840 Gunttheri, 1332 Guntheri, 1456
Gunther. RN gund-her ‘Kampf‘ + ‘alt, ehrwürdig, von hohem
Rang‘ bzw.
heri ‘Menge, Schar, Heer‘.
Namen auf -heri ‘Heer‘ (neuhochdeutsch Walther,
Günther) meinen eher den Führer, nicht nur den Angehörigen
des Heeres.
1261 magister Gunterus zu Heiligenstadt, 1563 Claus
Gunther, v. Wintzingerodescher Schulze zu Reinholterode. |
Hahn,
Hane(n) |
(75), (751) |
Hahn(e), Haan, Hann, 1280 Hane, 1372 Han. ÜN zu mhd.
han(e)
'Hahn' für einen Stolzen, Rauflustigen, Hoffärtigen, seltener
HausN: 1348 und 1437 Clewy zum Hane; vereinzelt auch KF zum RN →
Johann(es) und HN bzw. WN zu ON bzw. ÖN zu mhd.
hagen
→ Hagen.
Viele Übernamen spiegeln ästhetische oder moralische
Normvorstellungen der namengebenden Gemeinschaft wider, indem
sie Menschen kennzeichnen, die man als zu groß oder zu klein, zu
hochfahrend oder zu geschwätzig empfand. So reflektieren
Übernamen eine Art "sozialer Kontrolle". Daher sind in ihnen
negative Bewertungen häufig: Wunderlich für den
Sonderbaren oder Launischen; Klump(e) für den Dicken
oder Groben; Hahn für den Angeber oder Streitsüchtigen.
Johann(es), 1213 Johannes. RN hebr. ‘Gott ist gnädig‘, nach dem Täufer
Johannes; im ausgehenden Mittelalter der häufigste aller
kirchlichen RN.
Hagen, 1129 de Hagen, 1388
Hagen. Meist WN zu mhd. hage(n), hain 'Dornbusch, Dorn;
Einfriedung um einen Ort, Verhau; der eingefriedigte, umhegte
Ort' oder HN zum ON Hagen, gelegentlich auch RN, vgl. 1250
Hageno de Dalheim, vor allem obd., hier zum BN zu mhd. hagen 'Zuchtstier' für den Stierhalter, -züchter oder ÜN
dazu.
1365 Hinrich Hane zu Braunschweig. |
Hamp |
(1577) |
Hampe, Hempe,
9. Jh. Hampo, 1340 Hampe, 1344 Hempe. KF zum RN Haganberath
+ -o-Suffix. |
Hanckel |
(827) |
Hanika, Hanisch, Hänisch, Hanit(z)sch, Hank(e), Hankel, Hankler,
Hanko, Hann, Hannak, Hanne, Hannecke, Hannemann, Hannig, Hannsch,
Hannus, Hannusch, Hannuschke, Hannu(t)sch, Hans, Hansch, Haensch,
Hänsch, Hansche, Hanschi(c)k, Hanschke, Hanschmann →
Johannes.
Johann(es), 1213 Johannes. RN hebr. ‘Gott ist gnädig‘,
nach dem Täufer Johannes; im ausgehenden Mittelalter der häufigste aller
kirchlichen RN. KF obd. Hankel, Hankler, 1540 Hanckelller. |
Häntes |
(629) |
Herkunft und Bedeutung bisher nicht eindeutig geklärt. |
Hartleib |
(39), (191) |
Hartleb, Hartlep(p), Hartleib, 1332 Hartlib, 1330/49
Hardelof, 1350 Hartlieb. RN ahd. hart-liob ‘hart, streng, stark, tapfer, kühn‘ + ‘lieb,
geliebt, teuer, angenehm, freundlich‘.
1128 Hardlebus, 1139 Hartlieb, Schwiegersohn des Lambert,
Vicedom des Rusteberges, 1204 Hartlev. |
Hartung |
(197) |
Hartung, 1272 Hartung(us), 1437 Harthung. KF zum RN auf ahd.
hart-
‘hart, streng, stark, tapfer, kühn‘ mit
-ung-Suffix. Man kann auch an einen Waldbewohner denken.
1542 Cristoff Hartungk zu Kerchworbis, 1542 Han(n)s der
Junge, Hans der Elter und Peter Hartung(k) zu Bern(n)terode,
1574 Magnus Hartung zu Menterode, 1577 Johannes Hartung, Notar
zu Erfurt, 1612 Simon Hartung zu Neustadt. |
Hebestreit |
(103) |
Hebenstreit, Heb(e)streit, 1216 Hebestrith. ÜN, SatzN zu
mhd. heben ‘heben, anfangen, erheben‘ und strīt ‘Streit‘ für den Streitsüchtigen.
Da die SatzN Verben enthalten, also Tätigkeiten und
Verhaltensweisen beschreiben, gehören sie bedeutungsmäßig
entweder zur Gruppe der indirekten BN (Schwinghammer,
Schwinghackl, Schwingen-schlögel ‘schwing den Hammer, das
Beil, den Schlegel‘) oder zu den ÜN; so wurden Streitsüchtige
benannt als Heb(en)streit, -krieg, nd. Makeprang
‘fang Streit an‘.
Im Eichsfeld ist außerdem die Herleitung von dem FlurN Höhbersriet, Wiese bei Uder, möglich, das in der Mundart
Heebesriet lautet. 1676 Hebesriet.
1548 Hanns der Junge, Hanns der Elter und Kleinhanns
Hebenstreit zu Breidenworbis, 1599 Hans, Jochim und Siffardtt
Hebenstridt(t) zu Breittenworbis. |
Hed(e)rich,
Hed(d)erich |
(157) |
Heidenerich, Heydenreich, Heidrich, Heydrich,
osä. Hed(e)rich, Hedderich, (Hädrich), rhein.
Heidrichs, 826/56 Hethenric(us), 1248 Heidenric(us),
Heydenreich, 1471 Heidenreich = Hederich. RN ahd. heidan-rīhhi ‘Heide‘ + ‘reich, mächtig; hoch, prächtig;
glücklich‘.
1162 Heithenricus vicedominus de Rusteberg. |
Heise |
(381) |
Heidenerich, Heydenreich, Heidrich, Heydrich,
osä. Hed(e)rich, Hedderich, (Hädrich), rhein.
Heidrichs, 826/56 Hethenric(us), 1248 Heidenric(us),
Heydenreich, 1471 Heidenreich = Hederich. RN ahd. heidan-rīhhi ‘Heide‘ + ‘reich, mächtig; hoch, prächtig;
glücklich‘. / nd. KF Heise, Heyse, 1297 Heyse, 1267
Heydenricus = 1268 Heyso de Ursleve, gelegentlich auch = →
Heinrich, vgl. 1400 Heyso Krauwel
= 1425 Heinrich Crawel.
Heinrich,
nd. Hinrich, Hen(d)rich, Hentrich,
nrhein. Hendrichs, 1140 Heinricus, 1329 Henrich, 1402 Heinrich, 1519
Hentricht, Hendtrich. RN ahd. hagan-rīhhi ‘umfriedeter Ort‘ + ‘Herrschaft, Herrscher;
Macht, Gewalt, Reich‘.
Möglicherweise bezieht sich dieser ÜN auf die rauhe Stimme des
Benannten, vgl. mhd. heis, heise, heiser ‘rauh, heiser;
unvollkommen, schwach, Mangel habend‘.
1352 Arnd Heysen zu Braunschweig. |
Helwing |
(371) |
Helbig, Helbich, Hälbig, Hilbi(n)g, Helbing,
Hel(l)wig, Hel(l)wich, Hel(l)weg, um 1000 Helwic, 1362
Helwig, 1426 Helbig = 1427 Helliwig, 1454 Helwig = Helbing, 1458
Hilbing, 1475 Hilwigk. RN ahd. heil-wīg ‘heil, gesund; ganz, vollkommen, unversehrt‘ +
‘Kampf, Streit, Krieg‘ oder ‘der mit einem Helm kämpfende‘.
1261 Helwicus, Heiligenstadt, 1279 Helwig, Pfarrer zu
Ammern, 1301 Helwig, Probst von Zella, 1542 Hans Helwick zu
Kerchworbis, 1548 Hanns Helweigk zu Kirchworbis. |
Henning |
(73) |
Henni(n)g, Hennich, 1367 Henningh, 1413 Hennig. KF zum RN →
Johannes, vor allem nd., oder →
Heinrich + -ing-Suffix, vgl.
1290 Henning = Joh. older, 1265 Hinricus Howardi = 1277/84
Henning Howerdes, gegen 1319 Henning = Heinig pistor.
Heinrich, nd. Hinrich, Hen(d)rich,
Hentrich, nrhein. Hendrichs, 1140 Heinricus, 1329
Henrich, 1402 Heinrich, 1519 Hentricht, Hendtrich. RN ahd. hagan-rīhhi
‘umfriedeter Ort‘ + ‘Herrschaft, Herrscher; Macht, Gewalt,
Reich‘.
Johann(es), 1213 Johannes. RN
hebr. ‘Gott ist gnädig‘, nach dem Täufer Johannes; im
ausgehenden Mittelalter der häufigste aller kirchlichen RN.
Für Braunschweig wird 1321 ein Henning genannt, 1378 Henigh zu
Bickenriede, 1288 Hennighus, 1528 Hennig, Amtmann zu Rusteberg,
1569 Hennig zu Beuren, 1577 Hennig, v. Wintzingerodescher
Schreiber zu Scharfenstein, 1599 Sophia Hennigs zu Breitenbach. |
Herz |
(17) |
Herz, Hertz, 1305 Hertze, 1413 Hertz. KF zum RN ahd.
hart-wīg
→ Hartwig
+ -z-Suffix, z.T. auch ÜN zu mhd. herz(e) ‘Herz, eigentlich als Sitz der Seele, des Gemütes,
Mutes, Verstandes, der Vernunft, Überlegung‘ für einen Menschen
mit Herz, vgl. auch Namen wie
Frommherz, Hochherz
1358 Hogheherte; vereinzelt auch BN zu oso. herc ‘Spieler, Musikant‘.
Hartwig, Hartwich, Hertwich, Hertwig,
Haertwig, Härtwig,
um 1000 Hartwich, 1145 Hertwic(us), 1471 Hartwig. RN ahd. hart-wīg ‘hart, streng, stark, tapfer, kühn‘ + ‘Kampf,
Streit, Krieg‘.
Viele ÜN spiegeln ästhetische oder moralische Normvorstellungen
der namengebenden Gemeinschaft wider, indem sie Menschen
kennzeichnen, die man als zu groß oder zu klein, zu hochfahrend
oder zu geschwätzig empfand. So können ÜN auch
gruppenintegrierende, ja kosende Funktion haben:
Schatz, Schätzle, Liebermann, Her(t)z (dies meist aber KF
vom RN
Hart[wig]). |
Hey,
Heyge,
Heigen,
Heinemann
| (221), (881) |
Heinemann, Hennemann, Heunemann, Hemmann,
1257 Heinemann, 1589 Hemmann. KF zum RN ahd. hagan(-rīhhi)
+ -man-Suffix. Heinemann kann auch den Aufseher, Heger
(Häger) bedeuten.
1557 Hans Heinemann, Bürger zu Witzenhausen. |
Hildebrand |
(47) |
Hildebrand(t), Hillebrand, Hellebrand(t),
798 Hildibrand(us), vor 1257 Hilde-, Hillebrand(us), 1304
Hellebrand(i). RN ahd. hiltja-brant ‘Kampf‘ + ‘Schwert‘.
1542 Anna Hildebrant zu Gernnerode, 1548 Tile
Hildebranndes, Schultheis zu Breidenworbis. |
Höch |
(817) |
Hoch, Höch, Hohe, 1252 die Hohin, 1368/81 von dem Hoe, 1435
Hoche, 1516 Hohe. WN zum ÖN zu mhd. hōch
‘hoch, groß, stark, laut, vornehm, stolz‘ für einen
hochgelegenen Ort oder ÜN für einen großen, starken, stolzen
Menschen.
Die Oberflächengestalt der Landschaft wird am sichtbarsten
durch Bodenerhebungen profiliert. Die Orientierung an ihnen
führte zu vielen FamilienN mit hoch, Höhe oder Berg: Ter Hogt,
Höch(t), Hohenstock, Bergmann, nd. oft
Barg(mann), Uhlenbarg, sä. auch
-brig: Klebrig ‘Kleeberg‘,
Sohlbrig. |
Hottenrott |
(249) |
Hottenrott, Hottenroth,
Herkunftsname (Hottenrode bei Hohengandern, vgl. Hattenrode in
Oberhessen). |
Hütter,
Hütger,
Hüther |
(55) |
Hüt(h)er,
1135 Hudere, 1268 der Huoter, 1388 Hueter. BN zu mhd. huotære,
-er
‘Hutmacher‘ oder mhd. hüetære, -er ‘Wächter, Aufseher bei
der Traubenernte und bei Weintransporten, Hirte‘. |
Jacobi |
(887) |
Jacob, Jakob, 1330/49
Jacob. RN hebr. 'Fersenhalter' = nachgeborener Zwillingsbruder
(des Esau), als christl. RN des Mittelalters nach dem Apostel
Jacobus / latin. Jacobus; gen. Jakobi,
Jakoby, Jacobi, Jacoby, 1256 Jacobi. |
Jahn |
(203) |
Jähnchen, Jahncke, Jahn(e), Jähn(e), Jahnel, Jähnert, Jähnich,
Jähnichen, Jähnig, Jahning, Jahnke, Jahns →
Johannes.
Johann(es),
1213 Johannes. RN hebr. ‘Gott ist gnädig‘, nach dem Täufer Johannes; im ausgehenden Mittelalter der häufigste aller
kirchlichen RN.
1548 Lorentz Jaenn zu Breidenworbis. |
Jonas |
(83) |
Jonas, hebr. ‘Taube‘ (Tier).
Der biblische Jonas heißt nach pfälzischer Etymologie so, weil er nach
seinem Sturz ins Meer ‘jo (= ja) naß‘ war. |
Kapp |
(175) |
Kapp, 1266 Cappe(n), 1351
Kapp. ÜN zu mhd. kappe 'Kapaun' für einen gemästeten Menschen,
vgl. 1439 Kapphan, oder zu mhd. kappe 'mantelartiges, mit einer
Kapuze versehenes Kleid; Bauernkittel; Mütze, Kappe' für den
Träger oder Hersteller eines solchen Kleidungsstückes. |
Kauffmann |
(205) |
Kauf(f)mann,
nd. Ko(o)pmann, 812 Coufman, 1262 Coufman, 1277 Copman.
BN zu ahd. koufman, mnd.
kōpman ‘Kaufmann‘.
Aus lateinisch caupo ‘Schankwirt (mit Straßenverkauf)‘
ist ahd. koufo
‘Händler‘ entlehnt, woraus FamilienN wie Kauf(f), Koop entstanden sind. Durch Verkleinerung ergaben
sich Namen. Wie
Kaufel, Keuf(el), Käufel. Erst im Mhd. trat die Silbe -mann hinzu:
Kauf(f)mann, Kof-, Ko(o)pmann.
1564 Klaus Kaufmann zu Wehnde. |
Kihler,
Kieler |
(185), (369), (749) |
Kie(h)l,
1284 de Kyle, 1361 Kyl. HN zum ON Kiel
oder WN zum gleichen ÖN oder ÜN zu bair. Kiel ‘Dummkopf, Tölpel‘. 1414 Chiel, vgl. mhd., mnd.
kīl ‘Keil‘; ÜN zu mhd.
kil ‘Federkiel; Lauchzwiebel‘ oder zu mhd. kiel,
mnd. kil ‘größeres Schiff‘.
1542 Henckell und Jorge Keler zu Heyerode, 1551 Hans Keler
zu Heyerode, 1551 Hentze, Jorge und Kilian Keller zu Heyerode. |
Kohl |
(51) |
Kohl, Köhl(e),
1308 Kol, 1392 Koelle. ÜN zu mhd. kōl, koele, koel ‘Kohl,
Kohlkopf‘ für den Kohlbauern, mnd. kōl Kohl, Gemüse‘; oder ÜN (BN) zu mhd.
kol
‘Kohle, Kohlenhaufen‘ für einen Köhler.
In Gegenden, wo der Kohl Kabes hieß, wird Kohl nicht den Kohlbauern, sondern den Köhler meinen, und im
Südosten, dem Kultgebiet des hl. Koloman, kann auch
dieser RN dahinterstehen.
1583 am Kolers lande in die ecke umb Hannß Kirchnern landt
zue Doppern (Großtöpfer). |
Kolligs |
(395) |
Herkunft und Bedeutung bisher nicht eindeutig geklärt. |
Krebs |
(223), (1761) |
Krebs,
nd. Kreft, 1275 Crevet, 1371 zuo dem Krebis. ÜN zu mhd. krebez(e), kreb(e)ze, mnd.
krevet ‘Krebs‘ oder mittelbarer BN für den Krebsfänger,
-fischer oder -händler oder ÜN für krebsroten, krebsartigen
(langsamen) Menschen, vielleicht auch einen, der oft den Rückzug
antritt oder HausN (so 1371) oder HN zum ON Krebs, Krebsow,
Krevese oder ÜN für den Seiler, der bei der Arbeit rückwärts
geht (der auf der Reeperbahn rückwärts geht).
1556 Hans Krebs zu Wingerode. |
Kruse |
(25) |
Kraus(e), Krauß(e), Krauss(e), nd.
Kruse, 1225 Cruse, 1402 Krauß. ÜN zu mhd., mnd. krūs
‘kraus, gelockt‘ für einen Menschen mit lockigem, krausem Haar;
selten ÜN zu mhd.
krūse ‘Krug, irdenes Trinkgefäß‘ für den Töpfer oder den
Händler, fnhd. krause
‘geschweiftes Glas, Trinkgefäß‘.
Der Lockige wird selten Lock(e), Löckle, Weiss-, Ma(h)r-,
Morlock (‘mit zottigen Locken‘) bezeichnet, häufiger mit dem
ausgestorbenen mhd. Wort reit: Reithaar, Reidhaar, Reid(t),
Reid(e), Raith, Raidle(in) (Überschneidungen mit ‘Reute‘
möglich). Auch Krull, Kroll, Crull heißt ‘lockig‘ (Kroll
im Osten aber oft zu slaw. ‘König‘).
Am häufigsten ist der Typ Kraushaar, Krausmann, Kraus(s)(e),
Kräußle, Kreisel, Kr(a)uspe, Kruse.
1336 Bertold Cruse, Ratmann zu Eschwege bzw.
Ratsmeister der Stadt Eschenewege, 1420 die Crusen zu
Witzenhausen, 1542 Balzer Kruse zu Kerchworbis, 1548 Baltaser
Krause zu Kirchworbis, 1599 Ostwalt Kruse zu Breittenworbis. |
Küstner |
(79) |
Kister, 1303 Kistener(es), 1580 Kister. HN zum ON
Kist oder BN zu
fnhd. kistener, kistler ‘Kastenmacher, Schreiner, Tischler‘, im
entrundenden Gebiet zuweilen.
Von der römischen cista ‘Truhe, Schrank‘ entlehnten die
Germanen das Wort Kiste, welches die älteste
Herstellerbezeichnung liefert, den Kistler
im Süden, den Kistenmacher im Norden. Seit dem späten
Mittelalter aber veränderte
Kiste seine Bedeutung in Richtung immer unedlerer
Behälter aus Holz. Daher setzten sich andere Bezeichnungen für
den Möbelhersteller durch, so daß Kistler
etwa seit dem 18. Jh. Nicht mehr gebräuchlich ist.
Küster, Kuster, Köster, Koster, 1341 Kuster, 1374 Kœster,
1440 Coster. BN zu mhd. kuster, mnd. koster, kuster
‘Aufseher, Küster‘.
Mittellateinisch Custor ‘Hüter (der Kirche)‘ wurde dt. Kuster, seit dem 13. Jh. In Angleichung an Wörter wie
Gärtner, Schüler, Töpfer auch mit Umlaut
Küster. Das urspr. vorwiegend mitteldeutsche Wort hat
sich seit der Reformation als Wort der Standardsprache
durchgesetzt. Es tritt 1926/28 in Hamburg 75 x, in Berlin 335 x,
in Wien 11 x als Name auf.
Anderer Herkunft ist nd. Koster (Coster, Köster). Es
stammt aus lateinisch costurarius ‘Aufseher der Kammer‘, wo die kirchlichen
Gewänder aufbewahrt sind‘.
1362 Herman Kistener zu Eschwege, 1515 Mathias Kystener zu
Germerode, 1548 Hanns Kistener zu Kirchworbis. |
Lavey
oder
Leibheis |
(421) |
Herkunft und Bedeutung bisher nicht
eindeutig geklärt. |
Löffler |
(95) |
Löffler, Loeffler, Leffler, 1281 Loffeler. BN zu mhd.
leffeler
‘Löffelmacher; Hersteller hölzerner Löffel‘.
Die Arbeitsteilung wurde durch die Zünfte bis ins kleinste
geregelt, so dass ein Handwerker nur jeweils einen
Gegenstand herstellen durfte, vgl. Löffler
‘Löffelmacher‘, Messerschmidt, Nadler, Noldenfesser‘
‘Nadelbüchsendrechsler‘. Der
Mehlmann verkaufte nur Mehl, der
Salzmann Salz, der Ep(p)ler
produzierte oder verkaufte Äpfel, der Erb(is)ser
Erbsen. Urkunden aus Wien, Basel, Heidelberg nennen um 1300 je
etwa 100–120 selbständige Berufszweige, in Frankfurt um 1440
mindestens 140.
1599 Mattes Leffelhe zu Breittenworbis. |
Marx |
(37), (65) |
Marx, Mar(c)ks,
1194 Marcus, 1319 Markes, Marx. RN Markus, Marcus, lat.
‘Sohn des Mars‘, zuweilen auch aus Marquart, Markward mark ‘Grenze‘ +
ward
‘Hüter‘.
1542 Hans Marx zu Heyerode, 1551 Hanns Marcus zu Heyerode,
1590 Marx Eigenrauch zu Wernigerode, 1599 Melchior Marx zu
Breitenbach. |
Mehler |
(35), (171) |
Mehler,
Mehlhändler.
Die Arbeitsteilung wurde durch die Zünfte bis ins kleinste
geregelt, so dass ein Handwerker oft nur jeweils einen
Gegenstand herstellen durfte, vgl. Löffler
‘Löffelmacher‘, Messerschmidt, Nadler, Noldenfesser ‘Nadelbuchsenmacher‘.
Der Mehlmann verkaufte nur Mehl, der
Salzmann Salz, der
Ep(p)ler produzierte oder verkaufte nur Äpfel, der Erb(is)ser Erbsen. Urkunden aus Wien, Basel, Heidelberg
nennen um 1300 je etwa 100–120 selbständige Berufszweige, in
Frankfurt um 1440 mindestens 140.
1548 Liborius Meler, Schuster zu Gernnrode, 1599
Burchardtt und Martin Mehler zu Newstadt, 1599 Hanns Mehler zu
Bernntterode. |
Menge(l) |
(155) |
Menger,
obd. Manger, (1267 yserenmenger), 1324 Manger, 1433
Menger. BN zu mhd. mangære, mengære, menger
‘Kleinhändler, Krämer, Höker, Trödler‘, vereinzelt auch ÜN zu
mhd.
menger ‘ Friedensstörer, Zwischenträger‘; z.T. auch HN
zum ON
Meng, vgl. 1338 Mänger / Mengler, 1465 Mengler. BN zu mhd.
menkeler =
mangære oder BN/ÜN zu mhd. mengeln, mengern ‘mischen,
einmischen‘, vereinzelt auch BN zu mhd. mangeln ‘auf der Mangel glätten‘.
Aus lat. mango ‘Händler‘ wurde ahd. mangari, engl. monger
entlehnt. Es lebt in zusammengesetzten Namen weiter wie Essigmenger, Flachsmenge, Pferdemenges, Mengwein, Mengehaber
(‘verkauft den Hafer‘). Auch einfaches Manger, Menger,
Mengel, Meng(e)ler
bedeutet oft ‘Händler‘, doch spielen hier auch die FamilienN aus
den RN Magnus, Manegold, Meingos und dem ON
Mengen herein.
1507 Hans Menge zu Kaisershagen,
1542 Borchartt Menge zu Breidenworbis, 1542 Hans Menge zu
Gernnerode, 1542 Hans Menkel zu Gernnerode, 1548 Hanns und
Lorentz Menge zu Breidenworbis, 1599 Derting Meng, Rodmeister zu
Kirchworbis, 1599 Hans Menge zu Gernroda, 1599 Jeremias und
Wilhelm Mennge zu Breittenworbis. |
Montag |
(89) |
Montag, 1382 Mantag(es),
1414 Montag. ÜN zu mhd. mān-, mōn-, mēntac
'Montag' nach besonderen, an Montagen fälligen Verpflichtungen;
kaum nach dem Geburtstag. |
Mo(o)ck |
(145) |
Mock, 1357 der Mokko, 1359 Mock. ÜN zu mhd.
mocke 'Klumpen, Brocken, bildlich plumper, ungebildeter Mensch'.
Brechenmacher erklärt diesen PN als einen ÜN für einen kleinen,
dickeren, auch finsteren, schweigsamen Menschen.
Maa(c), Mogk, Moog, Mook, obd. Magg,
1281 Mag, 1345 Magg, 1406 Mog, Mogk, Mag. ÜN zu mhd. māc,
māge 'blutsverwandte Person in der Seitenlinie', im Nd. auch RN
als KF zu Markwart (zu ahd. marca 'Grenze; Land' + wart
'Wächter'), vgl. 1348 Make = Markward Strus. |
Müller |
(21), (31), (387) |
Müller, obd.
Miller, Müllner, Mühlner, nd. Möller, Moeller, Moehler, 1284 Molner, 1364 Mulner, 1391
Muller, 1400 Moller, 1418 Mueller. BN zu mhd. mülnære, mülner, müller, mnd.
molner, molre, moller ‘Müller‘.
Das älteste heimische Mahlwerkzeug war die Hand- oder Tretmühle,
die quirne, kürne. Dieses Wort geht auch auf die
Wassermühlen über, die sich seit der Karolingerzeit verbreiten.
Das häufigste Wort für den Wassermüller ist aus lateinisch
molinarius entlehnt. Die älteste Form ist daher
Müllner. Sie wurde zu
Müller vereinfacht, nd. Möller, Moller, im Schwäbischen und anderen obd. Gegenden
auch Miller.
1250 Heinrich Müller zu Göttingen, 1250 Konrad Mulere,
Burgmann zu Mühlhausen, 1479 Heine Müller, Bürger zu Duderstadt,
1494 Hans Müller, Bürger zu Duderstadt, 1530 Heinrich Müller zu
Adelebsen, 1542 Anna Müllers zu Bernterode, 1542 Christoph und
Lorenz Müller zu Heiligenstadt, 1542/48 Clawes Müller zu Neuwen(n)stad(h)t,
1542 Closter, Hans, Henrich und Jutte Müller zu Statworbes, 1542
Hans Müller zu Osla, 1542 Heine und Jaculf Müller zu Gernnerode,
1542 Henze Müller zu Breidenbach, 1548 Hanns und Valtin Müller
zu Stadtworbis, 1548 Heine und Jacobff Müller zu Gernnrode, 1548
Heintz Müller zu Breidennbach, 1554 Müller zu Birkungen, 1561
Klaus Müller zu Birkenfelde, 1563 Stephan Müller zu Thalwenden,
1567 Erhard Müller, Pfarrer zu Tastungen und Wehnde, 1589
Volkmar Müller zu Ober- und Niederdorla, 1599 Andres und Lips
Müller zu Gernroda, 1599 Baltzer, Franntz, Ritz und Valtin
Müller zu Breittenworbis, 1599 Bastian und Valtin Müller zu
Newstadt, 1599 Gabriel Müller zu Bernntterode. |
Noll
| (11), (33), (87) |
Noll,
1280 Nolle KF von → Arnold,
WN zu mhd. no(h)l = nel(l)e
‘(Berg)spitze, Scheitel‘, als ÖN ‘rundliche Erhöhung‘; ÜN obd.
‘einfacher, plumper, einfältiger Mensch‘, vgl. 1414 Noller.
Arnold(t), Arnhold(t), Ahrenhold, um
830/40 Arnold, 1350 Arnoldin. RN ahd. arm-walt ‘Adler‘ + ‘Gewalt, Macht‘ / KF
A(h)rend(t),
A(h)ren(d)t, Arend(t), 1500 Arent / Arnoth, Arnodt, obd.
Arneth, A(h)rndt, Arnd,
Vorname 1253 Arnodus, 1461 Arnd / gen. Arnes, Arnetz, A(h)ren(d)s, Ahrend(t)s, Arnds, 1339
Arnes, 1383 Arendes, 1443 Arndes / Arl(l)t, 1573 Arllt / Arnemann, 1505 Arnemann. |
Nolte |
(27) |
→
Arnold (Noll).
1146 Kattrine Nolten im Urkundenbuch des Eichsfeldes, 1490
Heinrich Nolte zu Kaltohmfeld. |
Otto |
(49) |
Ott(e), Otten, Otto,
1221 Otto, 1332 Otten, 1334 Otte, 1395 Ott. KF zu RN auf ahd.
ōt ‘Reichtum‘.
1201 Otto, Neffe des Propstes Konrad von Beuren, 1542 Hans
und Volgmar Otte zu Gernnerode, 1542 Velttin und Gerdrutt Otto
zu Kerchworbis, 1548 Hanns und Simon Otto zu Gernnrode, 1548
Tile und Valtin Otto zu Kirchworbis, 1599 Hartman Otto zu
Gernroda, 1599 Johan Otto zu Kirchworbis, 1599 Tile Otto zu
Breittenworbis. |
Oxenfahrt |
(133) |
Ochsenfahrt, der am Ochsenweg. Fahrt ist aber
auch Furt, also der an der 'Ochsenfurt' Wohnende (vgl. den ON
Oxford). |
Peterseim |
(45) |
Herkunft und Bedeutung bisher nicht
eindeutig geklärt. |
Peyn,
Bein |
(77) |
Bein, ÜN für ‘Stelzbein, Hinkebein‘.
Bein
bedeutete urspr. ‘Knochen‘, wie noch heute aus Wörtern wie
Nasenbein oder ausbeinen, aus Redewendungen wie „durch Mark und
Bein“ oder aus Namen wie
Beinhauer, Beenhacker hervorgeht.
Daneben nahm es die Spezialbedeutung ‘Bein‘ an, die sich
in FamilienN zeigt wie Dünnebein, Hasen-, Hol- (‘nach
außen gebogen‘), Strack- (‘gerade‘), Korte- (‘kurz‘), Langbein
oder -behn, Kage-, Käge-, Kegenbein ‘Schleppfuß‘. |
Preiß |
(125) |
Preiss, Preiß,
1142 Prīs, 1520 Preyß. ÜN zu mhd. prīs ‘Lob, Ruhm, Wert;
Preis; Herrlichkeit‘ oder HN zum StammesN mhd. Priuz(e) →
Preuße.
Preuss(e), Preuß(e), Preuhs, Prühs,
Pruß, 1193 Pruz, 1293 Prueze, 1364 Preuss. StammesN mhd. Priuz(e) ‘Preuße‘, mnd.
Prūsse, Prutze oder zu slaw. prus ‘Preuße‘, letzteres in Namen Pruß u.ä. (mit kurzem
-u-). |
Pudens,
Pudenz |
(19) |
Pudenz.
Der auf dem Eichsfeld häufige Name Pudenz gehört zu lat.
pudenz ‘der Schamhafte, Bescheidene, Sittsame‘, pudenz
ist Partizipum präsentis zu pudere ‘sich schämen‘.
1599 Thomas Pudenntz zu Breittenworbis. |
Rheinländer |
(97) |
Rheinländer,
HN.
1454 Hans Reynlender, Ratmann in Eschwege, 1566 Hans Renlender,
Rumerode bei Birkenfelde. |
R(h)ode |
(107) |
Rode, Rohde,
1141 (de) Rode. HN zum ON Rod(e), Roda(u), Röda, auch WN
zum ÖN zu md. roden ‘urbar machen, reuten‘.
1542 Hanns Rode zu Heyerode, 1542/48 Kersten Rode zu
Stadtworbis, 1548 Dieterich Rode zu Stadtworbis, 1599 Augustin
Roda zu Stadtworbis, 1599 Hans Rote zu Gernroda, 1599 Hans und
Martin Roda zu Breitenbach, 1599 Peter Rodner zu Kirchworbis. |
Richart,
Richard |
(23), (187) |
Reichard(t), Reichart, Reichhard(t), Reicher(d)t, Reicher,
Richard(t), Ri(e)chert, Rickert,
um 815 Richart, 1359 Rychard(i), 1368 Richert, 1381 Reichart. RN
ahd. rīhhi-hart ‘Herrschaft, Herrscher, Macht, Gewalt; Reich;
reich, mächtig; hoch‘ + ‘hart, streng, stark, tapfer, kühn‘;
Reicher auch stark flektierte Form von reich, vgl.
1200 Richer.
1125 Richard, Probst zu Dorla, 1246 Richard, Pfarrer in
Mühlhausen, 1266 Richard von Berlingerode, 1310 eine Mühle des
Richardus (Grebenstein oder Eschwege), 1341 Hellewicus Richardi
zu Witzenhausen, 1542 Eberhartt und Jocuf Richartt zu Statworbes. |
Röhrig |
(29) |
Röhrich(t), Röhrig,
1272 Rorich. WN zu ÖN zu mhd. rōrach, rœrach ‘Röhricht‘,
vereinzelt HN bzw. WN zum ON bzw. ÖN
Röhrig (im Eichsfeld?), vereinzelt auch nd.
zusammengezogene Form aus Roderich zu ahd. hruod-rīhhi ‘Ruhm‘ + ‘reich,
mächtig, hoch‘, vgl. 835/63 Ruodrih, schon 1100 Rorich.
1454 Henrich Rorich zu Eschwege. |
Rosenthal |
(411) |
Rosenthal,
HN (Rosenthal bei Oschatz) und überhaupt ÖN.
1346 Reyneke Rosendal, Braunschweig, 1452 Hans Rosendal zu
Tiemelsbach (vgl. Wüstung Tiemelsbach bei Fretterode), 1599
Caspar und Tiezel Rosenthal zu Kirchworbis. |
Roth |
(1219) |
Roth(e),
1323 der Rote, 1536 Roth. ÜN zu mhd. rōt
‘rot, rothaarig; bildlich falsch, listig‘, z.T. auch HN zum ON
Roth(e); nd. vereinzelt auch WN zum ÖN zu mnd. rōt
‘Rodung‘. |
Ruhlant |
(737) |
Rulant,
mhd. Ruodlant ‘Roland‘ aus altnordisch
hruod ‘Ruhm‘ + nand ‘kühn‘ oder FlurN Rulant oder
mhd. rodelant,
‘Rodeland‘.
1336 Christoph Ruland, Bürger zu Allendorf. |
Schäfer |
(625) |
Schäfer, Schaefer, nd.
Schaper, Schäper, Scheper, um 1320 Schapere,
Schepere, 1369 Schefer, BN zu mhd. schæfære,
-er, mnd. schaper 'Schäfer'; Schaper auch ÜN zu mhd. schāpære,
schæpære, -er 'Schafpelz' für den Kürschner, vgl. 1353
Schaper.
1389 Bertold Schefer zu Wintzingerode, 1557 Klaus Scheffer zu
Witzenhausen. |
Schär |
(15) |
Scheer,
1581 Scher. BN wie = →
Scherer oder WN zu mnd. scher
‘Felszacke, Klippe‘ bzw. mnd. scher
‘Weide(gerechtigkeit)‘ oder ÜN zu mhd.
scher ‘Maulwurf‘; vereinzelt auch HN zum ON Scheer.
Sche(e)rer,
1251 Scherer. BN zu mhd. scherære, -er, mnd. scherer ‘Scherer, Barbier;
Tuchscherer; Wundarzt‘; vereinzelt auch HN zum ON Scheer,
Scheerau.
Der Bader schnitt auch die Haare. Später entstand daraus ein
eigenes Gewerbe, die Scherer, die aber auch noch Heilbehandlungen vornahmen. Die
FamilienN Scher(r)er, Schär(er), Sche(e)r(er) meinen
meist diesen Beruf, vgl.
Sche(e)rbarth, oft aber auch den Tuchscherer, vgl.
Tuchscher.
1599 Andreas Scheer, Schultheis zu Breittenworbis. |
Schilling |
(67) |
Schilli(n)g, 1178 Scilling, 1260 Schilling,
1509 Schilligk. ÜN zu mhd. schillinc, mnd. schillink
'Schilling', wohl auch nach einer Leistungsverpflichtung.
Von Leistungsverpflichtungen zeugen nicht nur Abgabetermine
(vgl. Montag), sondern
auch Abgabenangaben: Fünfgeld, Siebenhü(h)ner, -käs, -heller,
Sevenpenning, Schilli(n)g(er), Halbscheffel.
im 15. Jh. werden die von Schilling, Burgmannen zu Treffurt,
erwähnt, 1547 eine Catharine Schilling, Küsterin des Klosters
Anrode, und 1360 eine Hermann Schilling zu Eisenach. |
Schmerbauch |
(93) |
Schmerbauch, Fettbauch, ÜN für den Fettleibigen. |
Schmidt,
Schmitt |
(147), (427) |
Schmied(t), Schmid(t), Schmit(t), Schmieth, Smidt, 1306 der
Smid, 1491 Schmit. BN zu mhd. smit, mnd. smit, smet ‘Metallarbeiter, Schmied‘.
Das Wort Schmied bezeichnete in germ. Zeit allg. den Künstler
und Bildner, auch den, der z.B. mit Holz arbeitete, schränkte
sich dann aber auf die Metallverarbeitung ein.
Er ist einer der häufigsten deutschen FamilienN. Die Häufigkeit
erklärt sich aus der Tatsache, dass das Schmiedehandwerk eines
der ältesten und im Mittelalter wichtigsten Handwerke war. Es
gab im Mittelalter schon eine weitgehende Spezialisierung, so
auch eine ganze Reihe von Schmiedeberufen. Vgl. PN wie
Pfannschmied, Kupferschmied, Goldschmied, Scharschmied usw.
1518 Heinrich Schmid, Hofmeister, später Erbpächter des
Klosters Zelle, zu Breitenbich, 1542 Caspar Schmitt zu
Kerchworbis, 1542 Han(n)s Schmid(t) zu Bern(n)terode, 1542 Hans
und Mattes Schm(i)ett zu Gernnerode, 1548 Baltaser Matthies
Schmidt zu Neuwennstadht, 1548 Casper Schmidt zu Kirchworbis,
1548 Curdt Schmidt zu Stadtworbis, 1548 Hanns und Matties
Schmidt zu Gernnrode, 1548 Hermann Schmidt zu Breidennbach, 1548
Melchior Schmidt zu Breidenworbis, 1548 Michel Schmidt, Ypmüller
zu Kirchworbis, 1599 Adam, Hans und Michael Schmidt zu
Stadtworbis, 1599 Barttel Schmidtt zu Breittenworbis, 1599
Dietmar Schmidt zu Breitenbach, 1599 Hanns Schmidtt, Rotmeister
zu Newstadt, 1599 Hans Schm(i)ed(t), Haubdman und Schultze zu
Kirchworbis, 1599 Jocopff und Michel Schmidt zu Gernroda, 1599
Peter Schmidt(t) zu Bernntterode, 1607 Georg Schmidt zu
Heiligenstadt. |
Schneider |
(179) |
Schneider, rhein.-nd.
Schneiders,
1339 Snyder, 1478 Schneider. BN zu mhd. snīdære,
-er 'Schneider; Schnitzer' (vgl. latin. 1299 Sartor, 1351 Textor).
Die Berufsnamen gewähren Einblicke in die Entwicklung
städtischer Infrastrukturen und in die Geschichte der Berufe.
Die älteste Bezeichnung für den Schneider war der Näher. Als im
13. Jh. mit der Verfeinerung der Mode der kunstvolle Zuschnitt
wichtig wurde, traten entsprechende Bezeichnungen in den
Vordergrund: süddt. Schneider und norddt. Schröder (von schroten
'schneiden'). Die alte Bezeichnung wurde geringwertiger und
blieb den Frauen, vgl. heute die Näherin, kaum der Näher. Diesen
Prozess spiegeln die wenigen Namen Näher, Nät(h)er, Neh(e)r und
die vielen Schröder und Schneider, die sich als die Namen fest
wurden, für den männl. Beruf durchgesetzt hatten.
Schneider kann nicht nur Berufsname sein, sondern auch einen
dünnen, mageren Menschen bezeichnen.
1567 Valentin Schneider zu Beuren. |
Schröter |
(85) |
Schröter, Schroeter, Schreter, Schroed(t)er, nd.
Schreder, Schröd(t)er,
nd. Schröder, nd.-rhein.
Schröer, Schroer, gen. Schrörs,
ostfäl. Schrader, 1246 Schroter, 1265 die Scrodere, 1320
Scradere, 1330 Schœder, 1448 Schöter
= Schroter = Schreter, 1485 Schrotter, 1540 Schreuder, 1583
Schröter, 1592 Schroder, 1602 Schroer. BN zu mhd.
schrōtære, -er, md.
schrōder, mnd. schrōder, schrāder ‘Schneider;
Münzmeister, in Weinanbaugebieten Weinzieher (Gemeinde-Beamter,
der das Ablassen und Einkellern der Weinvorräte zu besorgen
hat), im Alem. der Holzhauer, der Fässer auf- oder ablädt‘, vor
allem für den Rollfuhrmann, der den Transport der Bier- und
Weinfässer besorgte.
1542 Herman Schrotter zu Breidenworbis, 1548 Jorge
Schrotter zu Neuwennstadht, 1575 Ludolf Schröter zu Hermsburg,
1599 Hanns Schrotter zu Newstadt. |
Schuchard |
(763) |
Schubert, Schubar(d)t, Schubarth, Schubach, Schubbert,
Schuberth, hess.-thür. Schuchardt, Schuchert, Schuhardt, Schuchter,
Schurich(t), Schurig(t),
1266 de scoworchte, Scowerchten, 1314 der Shuwort, 1388
Schuchbreht, 1389 Schuburt, 1404 Schuworcht = Schuwart =
Schubort, 1409 Schuchter, 1415 Schubert., 1479 Schuricht, 1517
Schochart, 1518 Schubart, 1577 Schuward, 1689 Schubbert, BN zu
mhd. schuo(ch)würhte, -wurhte, -würke, mnd.
schowerchte, -werte, -wart ‘Schuhmacher‘.
Als älteste germ. Bezeichnung des Schuhmachers ist um 1000
altengl. scēwyrhta bezeugt, dem mhd. schuochwürhte
entspricht, ‘Schuhwerker‘, das später durch Schuhmacher
abgelöst wurde.
Schuster und Schuhmacher haben vom Süden bzw. vom
Norden ausgehend altes schuochwürhte als
Handwerksbezeichnung verdrängt. In Familiennamen ist es aber in
vielfacher Form erhalten, wobei Formen mit -ch- wie Schuchert westmitteldt., mit
-b- wie Schubert
ost(mittel)dt. bes. häufig sind.
1540 Schuchard, Bürger in Dingelstädt, 1621 Christoph Schuchard
zu Kefferhausen, 1670 Hans Schuchard, Schöppe zu Reinholterode. |
Semmes |
(289) |
Herkunft und Bedeutung bisher nicht
eindeutig geklärt. |
Sie(h)land(t),
Si(e)lan(d)t,
Si(e)land(t) |
(1) |
Sieland,
ÖN (FlurN?) entstellt aus → Seeland oder zu nd.
sil
‘Siel: Entwässerungsgraben, Abwasserleitung, künstlicher
Wasserlauf, Kanal; kleine Deichschleuse, -durchlaß‘ bzw. mhd. sul ‘Suhle, Brühe, Lache, Wasserloch, Morast;
Salzwasserstelle‘ + ahd. lant ‘Land, Gegend, Gebiet;
Erde, Feld; Ufer‘ = Land am Siel; sumpfiges Gelände mit Bach,
Bachtal, feuchte Niederung; auch mögl. RN ahd. sigi
‘Sieg‘ + nand ‘kühn‘ bzw. lant ‘Land, Gegend,
Gebiet; Erde, Feld; Ufer‘.
Seeland(t), Seeländer, ON bzw. ÖN zu ahd., asä. sēo
‘See‘ + lant ‘Land, Gegend, Gebiet; Erde, Feld; Ufer‘ =
Land am (an der) See; ÖN in Dänemark; FlurN sellant, sallant
‘Land, das sich der Grundherr zum Eigentum vorbehält‘.
Rodolf
Zoder (Familiennamen in Ostfalen) bringt folgende Erklärung:
Sieland (Ha 5, Hi 2): ÖN (Fln)? als ON n.n.;
entstellt < ? Seeland, s.d.
Seeland(t) (Br 4, Ha 5, Hi 5, Ma 1): 1) ON (Schl.-Holst.)
– 2) ÖN a) Name der größten dänischen Insel; b) Fln < sellant,
sallant = Land, das sich der Grundherr zum Eigentum vorbehält (DWb
8, 1697); c) = Land am (an der) See (DWb 9, 2847 f.); Friederike
Seelandt 1817 AbMa 165.
Seeländer (Br 1, Ha 2, Ma 3): ON bzw. ÖN + -er, s.
Seeland(t); Caspar Seeländer 1743 BbSte 131.
AbMa – Das Magdeburger Adreßbuch von 1817,
Hrsg. v. Arthur v. Vincenti. Leipzig: Degner 1932. 2, VIII, 234
S. 8° = Sonderveröffentlichungen der Ostfälischen
Familienkundlichen Kommission Nr. 9.
BbSte – Die Bürgerbücher der Stadt Stendal
1694–1850. Als Quelle für Sippenforschung bearb. v. Willy
Salewski. Mit einem Nachtrag über die Bürgermatrikel der
Französischen und Pfälzer Kolonie bearb. v. Ernst Görges.
Marktschnellenberg: Degener, 1938. 164 S. 8° =
Sonderveröffentlichungen der Ostfälischen familienkundlichen
Kommission N. 16.
Br – Braunschweig
DWb – Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches
Wörterbuch. Leipzig: 1854 ff.
Ha – Hannover
Hi – Hildesheim
Ma – Magdeburg
n.n. – nicht nachgewiesen
Wolfgang Laur (Historisches Ortsnamenlexikon von
Schleswig-Holstein) bringt hierzu noch folgende Erklärung:
† Sinlendi LN (östl.
Teil des Herzogtumes Schleswig von Südjütland bis zur Flensburger Förde
oder Schlei) – Fränk. Reichsannalen Anf. 9. Jh.: Sinlendi, Anonymi vita
Hludowici 9. Jh.: Sinlendi, König Alfreds Orosius 9. Jh.: Sillende – as.
sin-, an. sí = 'groß' und -lendi (ae. -lende) als Ableitung zu land wie
an. láglendi, adän. utlænde, nhd. Gelände in der Bedeutung 'großes,
ausgestrecktes Gelände, Land' als Bezeichnung des (schleswigschen)
Festlandes im Gegensatz zu den Inseln (vgl. Lv. 22, S. 361/362).
† – vergangener Name
Anonymi vita Hludowici – Monumenta Germaniae Historica.
Diplomata Regum et Imperatorum Germaniae bzw. Scriptores rerum
Germanicarum in usum scholarum ex Monumentis Germaniae Historicis
Lv. 22 – Laur, Wolfgang: Die Ortsnamen in
Schleswig-Holstein mit Einschluß der nordelbischen Teile von
Groß-Hamburg und der Vierlande. Gottorfer Schriften VI, Schleswig: 1960
Lauer zitiert mehrfach das "Chronicon Sialandie. In E. Jørgensen,
Annales danici medii ævi, S. 163–188". Inwieweit auch dieses Werk zum
Thema beitragen kann, ist derzeit noch nicht abzusehen. |
Stange |
(5) |
Stange, 1154 Stange, 1381 uf der Stang(en). ÜN zu mhd.
stange ‘Stange‘ für einen langen, hageren Menschen oder WN
zum ÖN Stang(e). |
Stitz |
(215), (843) |
Stitz ist ÜN zu mhd. stutze 'Gefäß,
Böttcherarbeit in Form eines abgestutzten Kegels', im
Eichsfeldischen: Verschlag, Stall ohne Dach. |
Tunerd |
(81) |
Thunert,
germ. dun nicht eindeutig bestimmbarer Stamm +
hart ‘hart, streng, stark, tapfer, kühn‘. Theiner(t),
Theuner, 1369 Teyner, 1527 Theuner. RN ahd. degan-hart
‘Krieger, Gefolgsmann‘ + ‘hart, streng, stark, tapfer, kühn‘. |
Vatterot |
(207) |
Vatterot, HN (vgl. Vatterode im
Eichsfeld). |
Vogt |
(71), (809) |
Vogt, Voigt,
md. Voit, nd. Vagt, rhein.-nd.
Voigts, 1284 der Voget, 1361 Voyt, 1387 Voit, 1492
Vaghedt / mda. Fait(h),
1292 Fayd / Fauth, 1302 Voutt, 1344 Vaut. BN zu mhd. vog(e)t, voit
‘Rechtsbeistand, Vormund, beaufsichtigender Beamter,
Gerichts-Beamter‘, mnd. vaget ‘Vogt‘.
1599 Caspar und Heine Vo(i)gtt zu
Bernntterode, 1599 Curdt Vogtt zu Stadtworbis. |
Vontran |
(375) |
Vorndran, 1467 Forndrœn, 1585
Vornedran. WN nach der Lage des Gutes „Vorn dran“, d.h. am
Anfang des Dorfes gelegen. |
Weber |
(213) |
Weber,
nd. Wever, 1265 die Wever, 1290 Weber. BN zu mhd. webære,
-er, mnd. wever ‘Weber‘.
1542 Bastian Weber zu Gernnerode. |
Wedekind |
(7) |
Wedekind(t),
1266 Wedekind. Nd. RN Wedekind zu asä. widu-kind ‘Holz, Wald‘ + ‘Kind‘. Der ältere Ausdruck ist
‘Holz‘, wie es in der eichsfeldischen Mundart und anderswo heute
noch heißt.
1294 Theodoricus Wedekind, Ratsmeister zu Mühlhausen, 1299
Henricus Witekindi, Ratsherr zu Mühlhausen, 1384 Wedekint Rone
zu Duderstadt, 1384 Wedekind von Böseckendorf, 1542 Andres
Wedekintt zu Breidenbach, 1548 Andreas Wedekindes zu
Breidennbach. |
W(e)in(rich) |
(739) |
Weinrich, Weinreich,
1361/81 Wynrik, 1410 Weinrich. RN ahd. wini-rīhhi ‘Freund,
Geliebter‘ + ‘reich, mächtig, hoch; Herrschaft, Herrscher,
Macht, Gewalt; Reich‘, auch ÜN zu mhd. wīn ‘Wein‘ und
rīch(e) ‘reich an‘ für den Weintrinker, vgl. 1349
Weynreich.
1542 Curtt und Hans Winrich zu Kerchworbis, 1542 Gangolff
Winrich zu Statworbes, 1548 Curdt und Hanns Weinrich zu
Kirchworbis, 1599 Barttel Winrich zu Stadtworbis, 1599 Claus und
Hans Winrich zu Gernroda, 1599 Hans jun. und Hans sen. Weinrich
zu Breitenbach. |
Wieg |
(405) |
Wie(c)k, Wick,
1671 Wieck, 1381 Wigk. HN zum ON Wie(c)k
zu mnd. wīk ‘Nebendorf, Hinterdorf; schutzgewährende
Einbuchtung des Wassers‘, Wick auf KF zu RN auf ahd. wīg →
Wichmann, vgl. 1422 Wicke Onnama.
Wichmann, Wiechmann, Wiegmann, Weigmann,
Wickmann, um 825 Wychmann(us), 1200 Wigman, 1238 Wicman. RN
ahd. wīg-man ‘Kampf, Streit, Krieg‘ + ‘Mensch, Mann‘,
besonders nd.
1599 Gorgens, Hanns, Martin und Tile Wiege zu Bernntterode. |
Wiesenmüller |
(211) |
Wiesenmüller, der Müller auf der Wiese. |
Wolff |
(1479) |
Wolf(f),
nd. Wulf(f), 815/47 Uuolf, 1135 Wolf, 1304 Vulf. KF zu RN
auf ahd.
wolf ‘Wolf‘ oder ÜN zu mhd.
wolf ‘Wolf‘ oder WN zum HausN, vgl. 13. Jh. zem Wolve.
1288 Hermann Wolf, Wintzingerode, 1300 Eckhardus
cognomento Wolff, fidelis des Erzbischofs von Mainz, 1307
Conradus cognomento (mit dem BeinN) Wolf residens in Kevernhusen
(Kefferhausen), 1312 Gebrüder Eckehard und Conrad Wolf von
Unter-Hagen, Ganerben des Bodensteins, 1316 Tylo Wolf jun., 1319
Heinrich Dietrich und Johann Wolf, Brüder, 1542 Ohnimus Wolff zu
Breidenbach, 1548 Jeronimus Wulff zu Breidennbach, 1548 Meister
Wolff, Müller zu Gernnrode, 1599 Bartell und Hans Wolff zu
Breitenbach, 1599 Hans Wolf, Wagner zu Stadtworbis, 1599
Jeronimus Wolff, Rodmeister zu Kirchworbis. |
Wüstefeld |
(111) |
Wüstefeld,
ÖN.
Wüst(e), nd. Woest(e),
1280 Wüeste. WN zu mhd. wüeste, wuoste ‘öde Gegend, Wildnis‘ oder ÜN zu mhd. wüeste,
wuoste ‘unschön, hässlich‘ oder HN zum ON
Wust, Wüste.
1541 Bartel Wüstefeld zu
Obernfeld, 1614 Jacob Wüstefeld. |
benutze Quellen:
Kaiser, Agathe Franziska und Linder, Erich Dieter:
Familiengeschichte und Wappenkunde, Augsburg: Bechtermünz
Verlag, 1994
König, Werner: dtv-Atlas Deutsche Sprache,
München: Deutscher Taschenbuchverlag, 1994
Kunze, Konrad: dtv-Atlas Namenkunde. Vor-
und Familiennamen im deutschen Sprachgebiet, München: Deutscher
Taschenbuchverlag, 1998
Laur, Wolfgang: Historisches Ortsnamenlexikon von Schleswig-Holstein,
Gottorfer Schriften zur Landesurkunde Schleswig-Holsteins, im Auftrage
der Arbeitsgemeinschaft für Landes-
und Volkstumsforschung unter Mitwirkung von Kurt Hector, Karl Kersten
und Ernst Schlee, herausgegeben von Gottfried Ernst Hoffmann, Band VIII,
Schleswig: Schloß Gottorf, 1967
Naumann, Horst: Das große Buch der
Familiennamen. Alter, Herkunft, Bedeutung, Falken-Verlag, 1999
Müller, Erhard: Personennamen auf dem
Eichsfeld, Heiligenstadt: F. W. Cordier, 1988
Privatkorrespondenzen mit Prof. Dr. Horst
Naumann (Grimma), und Ralf Sieland (Königsee)
Wintzingeroda-Knorr, Levin Frhr. von: Die
Wüstungen des Eichsfeldes, Halle: Hendel, 1903
Wolf, Johann: Geschichte und Beschreibung
der Stadt Heiligenstadt mit Urkunden, Göttingen: Rosenbusch,
1800
Zoder, Rudolf: Familiennamen in Ostfalen,
Band I und II, Hildesheim: Georg Olms Verlagsbuchhandlung, 1968
Erläuterungen:
ahd.=althochdeutsch, altengl.=altenglisch, an.=altnordisch,
as(ä).=altsächsisch, BN=Berufsname, dt.=deutsch, einst.=einstige(r, s),
engl.=englisch, FamilienN=Familienname, Fln/FlurN=Flurname,
fnhd.=frühneuhochdeutsch, gen.=genannt, GN=Gewässername,
griech.=griechisch, HausN=Hausname, hebr.=hebräisch, hess.=hessisch,
HN=Herkunftsname, KF=Kurzform, lat.=lateinisch, latin.=latinisiert,
LN=Landes- bzw. Landschaftsname, md.=mitteldeutsch, MD=Mitteldeutschland, mhd.=mittelhochdeutsch,
mnd.=mittelniederdeutsch, nd.=niederdeutsch, ND=Norddeutschland,
nhd.=neuhochdeutsch, nrhein.=niederrheinisch, obd.=oberdeutsch, ÖN=Örtlichkeitsname,
ON=Ortsname, osä.=obersächsisch, oso.=obersorbisch,
ostfäl.=ostfälisch, ostmitteldt.=ostmitteldeutsch, PN=Personenname,
rhein.=rheinisch, RN=Rufname, SatzN=Satzname, StammesN=Stammesname,
thür.=thüringisch, ÜN=Übername (Spitzname),
westmitteldt.=westmitteldeutsch, WN=Wohnstättenname |
|